Auslandkorrespondentin mit Vermittlerfunktion japanischer Kultur meldet sich zurück von ein paar schönen Ferientagen voller Muse und Nichtstun. Und wie immer während ein paar freien Tagen hat sich mein Schlafrythmus um 180° gedreht, heisst also, ich bin so gut wie gleichzeitig mit euch in der Schweiz aufgestanden und schlafen gegangen; weswegen ich auch schon meine erste Schulstunde gnadellos verschlafen habe. Aber hey, ... ähm, ja, zum Thema.
Nach Silvester kam Romy, eine Mitstudentin, die derzeit in Ôsaka einen Austausch macht, mit 2 Freundinen nach Tokyo zum "Asobi" (Spielen). Zwei Tage lang waren wir zusammen unterwegs und durchkämten einige interessante Orte hier, die da wären Akihabara's GameCenters (mit lebensgrossen Roboter-Cockpits zum reinsitzen und steuern), Harajuku's Fashionläden (natürlich nicht ohne uns was Schickes zu kaufen und Purikura zu machen), Shinjuku's Ratshaus (mit schöner Aussicht auf Tokyos nächtliche Skyline) und der Tokyo Tower in Roppongi (zum ersten mal seit KingKong wieder bezwungen! Oder war's Godzilla?). Jedenfalls hat es sehr viel Spass gemacht (ich habe sogar gebratenen Crevetten-Köpfe zum Aperetiv in einer Jazz-Bar geniessen dürfen. Naja, laut den Spaniern soll das ja das Beste an der ganzen Gamba sein) und wir haben uns nicht ohne das Versprechen auf ein Wiedersehen verabschiedet.
Ansonsten sind die Ferien ruhig und schnell verstrichen. Hier und dort mal ein kleiner Ausflug oder Futterholen, füge einen japanische Aufsatz und eine Übersetzung auf Schweizerdeutsch hinzu, mixe alles mit ein paar Kanji und schon hat man das Ende der Ferien.
Da es daher nicht mehr viel von meinem momentanen Treiben oder Vertreiben zu berichten gibt, hier mal wieder ein kleiner, aber unwahrscheinlich wichtiger Input zur Weiterbildung in Japanischem Verständnis bzw. Missverständnis meiner geschätzten Leserschaft.
Purikura - Keine Jugend ohne kira kira
Als ich noch jung und unwissend war, haben wir uns die Zeit mit Gruppenfotos im Passfotoautomaten vertrieben. Was waren wir für zurückgebliebene Unwissende, hat Sega doch die langweiligen schwarz/weiss-Dinger schon längst mit Farbe, Figuren, Hintergründen, Rahmen, Sprüchen, Datumangabe, Hasennohren, Herzchen, Sternchen, Blümchen, Wölkchen, Glitzer, Funkeln, auf Japanisch eben kira kira, aufgepeppt und zur liebsten Freizeitbeschäftigung der japanischen Jugend promotet (nach Karaoke). Das ganze nennt sich Purikura, Japanglisch für Print Club (1. Englisches Wort = Print Club, 2. Verjapanisieren = Purinto Kurabu, 3. Abkürzen = Purikura, die Geheimformel um Japanglisch entziffern zu können!!). Purikura machen geht folgendermassen: man suche mit Freunden (wichtig! alleine Purikura machen tun nur die Loser! Es käme einem gesellschaftlichen Absturz gleich, daher bitte immer zw. 2 und 10 Leute sein) ein GameCenter auf, wo meistens ein paar Boxen bereitstehen (es gibt aber z.Bsp. auch extra Purikura-Hallen). Diese haben meist eine rechteckige Form, etwa 2 auf 4 Meter, in die du hineingehst und im Stehen die Fotos machst. Einige Boxen haben auch Sofas, Trittbretter oder einen verschiebaren Sessel drin um spezifische Fotos zu machen, allen gemeinsam ist jedoch sicher eine riesige Belichtungsanlage, eine Hintergrundwand, die die Farbe ändert und ein Navigationskomputer, durch den du verschiedene Muster, Themen, Simulationen und Fotographierarten wählen kannst. So kannst du z.Bsp. Fotos im Dschungel machen, in einem Zug, in der Badewanne, auf einem Hexenbesen, im Sternenregen oder im Gruselkabinett. Eine Stimme gibt dir als Vorlage auch verschiedene Posen an und zählt den Countdown runter. Zwischen den einzelnen Fotos sind vielleicht 7 Sekunden Zeit um Plätze zu tauschen und sich dem neuen Thema anzupassen. (es gibt aber z.Bsp. auch das Speed-Puri, bei dem du nur 1 Sekunde Zeit hast). Meistens kann man etwa 8 bis 10 mal ganz verschiedene Fotos machen, aus denen du am Ende der Aufnahmen dann ca 6 auswählst. Der erste Teil wäre damit geschafft, aber es geht ja noch weiter. Nun geht's auf in die kleinere Editierbox, wo man auf 2 Monitoren die Fotos dann noch beliebig editieren kann, so z.Bsp. Hintergründe wechselt, allen ein Krönchen aufsetzt, einen Sternchenrahmen hinzufügt, was hinschreibt, insgesamt halt alles etwas kira kira macht. Dafür gibt's allerdings ein Zeitlimit von etwa 2 Minuten, das ganze muss also zack zack von der Hand gehen (wir sind mittlerweile schon ziemlich geübt und unsere Bilder werden daher auch immer mehr kira kira). Schlussendlich muss man dann noch kurz auf den Ausdruck der Fotos warten und den Bilderbogen mit den zur Verfügung gestellten Scheren auseinanderschneiden, um die Fotos unter allen Beteiligten aufzuteilen. Und voilà, fertig ist das Erinnerungs-Purikura!
Hier noch ein kleiner Tipp: Purikura sind keine richtigen Fotos, sondern Aufkleber. Japanische Mädchen führen deswegen meistens ein Purikura-Heft mit Plastikseiten bei sich, um die Bildchen einkleben, aber auch untereinander austauschen zu können. Bei den meisten Boxen kann man sich das editierte Foto aber auch gratis aufs Handy schicken lassen, per SMS oder Bluetooth. Und gleich noch was: Sobald der Countdown beginnt, in die Linse oben schauen und nicht auf den Bildschrim, denn sonst hat man einen gesenkten Blick auf dem Foto!
Ah, und noch was: Männer sollten vorsichtig sein, denn meistens dürfen sie nicht allein, sondern nur in Begleitung eines Mädchens in den Bereich mit den Purikura-Boxen gehen (pro Mädchen ein Junge), während es für Frauen keinerlei Begrenzungen gibt.
Die Germanen-Fraktion ist ziemlich fleissig am Purikura machen, und mein Heftchen wird immer voller^^ Ich mag Purikura und daher ist jeder, der mich in Japan besucht, hiermit verpflichtet mit mir welche machen zu gehen!
Sonntag, 13. Januar 2008
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