Donnerstag, 15. November 2007

Wenns um Käse geht, versteht man keinen Spass

Jaja, wie schnell sind doch zwei Wochen vorbei zwischen Hausaufgaben, Essen kochen, einkaufen, Käsefesten, Karaoke und Weihnachtsstimmung. Aber hier bin ich mal wieder, zwar etwas heiser vom heutigen 2-Stunden-Karaoke-Marathon, aber das tut bei einem Blog-Eintrag ja zum Glück nichts zur Sache.
Zuerst möchte ich gleich meinen neuen Mitbewohner vorstellen: sein Name ist Baba und seit gut zwei Wochen hält er mich nachts kuschelig warm. Genau, die Rede ist von meinem neuen Idakimaruka (Umarmkissen), das ich in der Babyabteilung des Nitori, der japanischen Ikea, gefunden habe und natürlich sofort mit nach Hause nehmen musste. An den leuchtenden blauen Weihnachtssternen fürs Fenster konnte ich natürlich auch nicht einfach vorbei gehen, bin ich mich doch die glänze Weihnachtspracht meines Daheims in Zürich gewohnt. Somit bin ich also das Zimmer mit der blauen Prolo-Beleuchtung geworden.
Weihnachten ist unübersehbar am Kommen, haben doch die Geschäfte am 1.11 die Halloweengoods gleich mit Weihnachtskram ersetzt; wobei es ja eigentlich fraglich ist, wieso die Japaner, meistens Buddhisten und Shintoisten, über Weihnachten einen solchen Tumult veranstalten und mit Freuden in Samichlaus- oder Rentier-Kostüme schlüpfen. Vielleicht einfach ein weiteres Ergebnis der schon fast krankhaften Vergnügungssucht, die die meisten Japaner dazubringt, jede Gelegenheit zu feiern auch zu ergreifen?
Anyway. Dieses Wochenende war ich mit Rui und Takuya in Roppongi. Unser Ziel: Die Cheese Festa! Geködert von den angeblichen Probierhäppchen und der Hoffnung, eventuell an etwas Schweizer Importkäse zu kommen, war dieser Ausflug schon länger in Planung. Dort angekommen wurden wir aber mit einem ziemlich unerwarteten Problem konfrontiert: ein Raum rammelvoll mit kleinen, aggressiven, schubsenden, Ellbogen einsetzenden Japaner und Japanerinnen höheren Alters, die alle grierig Richtung die ohnehin schon knapp vorhandenen Käsehäppchen drängelten. Tapfer wagten wir uns in die bewegende Masse, doch nach nicht allzu langer Zeit hätten wir alle drei gut den Ersatznerv brauchen können, den meine Mutter weislich vorn an ihrem Pult liegen hat. Wer hat gesagt Japaner seien immer zuvorkommend? Definitiv gelogen! Was ich da auf diesem Schlachtfeld der Käsehäppchen angetroffen habe, war angsteinflössender als manch anderes, das ich schon gesehen hab...

Wieder draussen wurde der Drang nach etwas Süssem über diesen Schock unüberhörbar, worauf wir uns auf machten zu einer ziemlich speziellen Eisdiele. Nicht nur kannst du dir dein Eis aus x-verschiedenen Sorten und Beilagen selbst zusammen stellen, nein, du kriegst auch noch ein Ständchen gesungen von den Staffs, während sie dir dein Eis auf einer kalten Platte zurechtmischen. Auch wenn die Staffs in den ersten paar Sekunden, als sie ohne jegliche Warnung die Geschäfts-Hymne anzustimmen begannen, einen ziemlich kritischen Blick meinerseits ernteten (laut Takuya), fühlte ich mich beim Verlassen der Diele wirklich fröhlicher; genau so, wie es ihre Werbung verspricht!
Jaja, Roppongi ist ein interessanter Ort, der neben dem Tokyo Tower, der üppigen Weihnachtsbeleuchtung und dem HardRock Cafe auch noch viele Ausgangsmöglichkeiten bietet, die zwar meist etwas teurer sind (für japanische Verhältnisse, versteht sich), dafür aber immer hip und modern. Wird weiter verfolgt.

Ach ja, was ich nicht vergessen darf zu erwähnen: heute hab ich im T-Shirt auf der Terasse unserer Cafeteria etwas im Sonnenschein geräkelt. Was hiess es noch, wie kalt ist es in der Schweiz?
Bei solch schönem Wetter kann ich übrigends auch den Fujisan, Japans grösster Berg und Stolz der ganzen Nation, sehen. Für einen Immobiliemmarkler wäre das ein Grund eine Wohnung gleich nochmals teurer zu vermieten, wird doch jedem Japaner gleich ganz natürlich warm ums Herz, wenn er die weisse Spitze des Fujisans erblicken kann. Von dem her hab ich also beste Aussichten!

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