Gleich vorn weg ein herzliches Dankeschön an meine Schwester und meinen Bruder Stefan (womit seinem Wunsch nach namentlicher Erwähnung in meinem Blog auch nachgegangen ist) für das lässige Packet! Die Coatina wird's wohl leider nicht lange machen, genauso wie das Le Parfait, aber dafür kann ich in der Ferne jetzt schon 4 Schweizer T-Shirts mein Eigen nennen, genauso wie den Helvetica Pullover, das Alpen-Jäckchen, den Schweizer Schal, die 2 Paar Socken, die Tischdecke, die Einkauftstasche, den Rucksack, die Fahne, die 2 Kalender und die Schreibutensilien; man merkt mir meine Herkunft doch nicht etwa an, oder?
Wie dem auch sei, kore kara ha, ah, entschuldigt, falsche Sprache; zu ein paar Erlebnissen meinerseits:
Seijinshiki
Das Volljährigkeitsalter in Japan ist 20, wozu die Quartiere alle frisch gebackenen Tweens zu einer Veranstaltung einlädt, namentlich die Seijinshiki ("Zeremonie der Mündigkeitserklärung"). Da ich und Maru ebenfalls in dieses Alter fallen und auf dem Amt registrierte Anwohner sind, bekamen auch wir eine Einladung geschickt, ganz nett auf Englisch und farbigem Papier, wodurch man ja kaum ablehnen kann. Mit ein bisschen besseren Hosen und Schuhen ausgestattet, machten wir uns in Begleitung einer japanischen Tutorin also auf zu unserer japanischen Mündigkeitsfeier.
Für alle japanischen weiblichen Teilnehmer steckt da aber viel mehr Arbeit dahinter als wir es uns gemacht haben, die denn da wäre: morgens um 6 aufstehen und zum Frisör, der an diesem Tag im 20-Minuten-Takt einer 20-Jährigen nach der anderen die Haare aufsteckt. Danach geht's zur Maske um ordentlich Make-Up draufhauen lassen. Letzter Punkt ist dann das Kimono-Geschäft, wo einem der vorher ausgesuchte Kimono angezogen wird, da man das ja unmöglich alleine fertig bringen kann (wobei ich aber in einem Magazin gelesen habe, dass man einen einfachen Kimono mit 285 (!) gezielten (!!) Handgriffen auch selbst anziehen kann). 6 Stunden später und ein paar tausend (elterliche) Franken ärmer sind die Mädels schliesslich bereit um an der Zeremonie zu erscheinen. Allerdings konnten wir ein Gespräch zweier Mädchen mitanhören, bei dem sie sich schon am Anfang des Tages über das enorme Gewicht ihrer Kimono beklagten und ihn am liebsten gleich wieder ausgezogen hätten.
Männer übrigens ziehen einen schwarzen Anzug an, den die meisten sowiso schon für die Jobsuche gekauft hatten, der alle 20-Jährigen langsam nachgehen müssen; wie unerwartet unspektakulär. Es gibt aber zum Glück auch ab und zu traditonsorientiertere Objekte, die sich einen Hakama (weiter Hosenrock) und ein Haori (weite Jacke) überziehen, was, das muss ich schon sagen, ziemlich schick aussieht.
Rausgeputzt trifft sich die auffallende Gesellschaft dann also im Quartierbüro, in dessen Aula zuerst eine gute halbe Stunde lang irgendwelche halb-wichtigen Leute über Verantwortung und Disziplin ihre Reden schwungen, während sich das Publikum so ziemlich ohne Rücksicht auf die Sprecher fröhlich untereinander austauschte. Nach der Pause gab es zwar noch einen zweiten Teil (in dem ein Schülerchor und ein David-Copperfield-Verschnitt auftraten), doch zu unser aller Erstaunen kam nicht mal mehr ein Drittel der ganzen Leute in die Halle zurück. Wieder draussen wurde ihr Verbleiben dann klar, denn sie standen alle vor dem Gebäude (trotz Kälte) und plauderten, trafen alte Freunde wieder und hielten schon die ersten, offenen Sakeflaschen in den Händen (dieserorts Alkohol ja ab 20 legal geniessen). Nachdem wir uns das bunte Treiben dann noch eine Weile angeschaut haben, machten wir uns wieder auf nach Hause, während die japanischen Teilnehmer aber wohl alle langsam Richtung After-Parties pilgerten.
Alles in allem war es ein sehr interessantes Erlebnis, wir konnten viele schöne Kimono (und natürlich einige Hakama) bestaunen und mal an einer offiziellen japanischen Veranstaltung teilnehmen. Und wer kann schon von sich behaupten, dass er zweimal das Mündigkeitsalter erreicht hat?
Was mir aber ein bisschen unverständlich bleibt, ist die (Un)Menge an Kohle, die die Mädchen, resp. deren Eltern, ausgeben für nur diesen einen Tag, an dem sie sowieso nur eine halbe Stunde lang gelangweilt in einem Saal sitzen und sich dann so schnell wie möglich der traditionellen Kleidung wieder entledigen.
Seijinshiki
Das Volljährigkeitsalter in Japan ist 20, wozu die Quartiere alle frisch gebackenen Tweens zu einer Veranstaltung einlädt, namentlich die Seijinshiki ("Zeremonie der Mündigkeitserklärung"). Da ich und Maru ebenfalls in dieses Alter fallen und auf dem Amt registrierte Anwohner sind, bekamen auch wir eine Einladung geschickt, ganz nett auf Englisch und farbigem Papier, wodurch man ja kaum ablehnen kann. Mit ein bisschen besseren Hosen und Schuhen ausgestattet, machten wir uns in Begleitung einer japanischen Tutorin also auf zu unserer japanischen Mündigkeitsfeier.
Für alle japanischen weiblichen Teilnehmer steckt da aber viel mehr Arbeit dahinter als wir es uns gemacht haben, die denn da wäre: morgens um 6 aufstehen und zum Frisör, der an diesem Tag im 20-Minuten-Takt einer 20-Jährigen nach der anderen die Haare aufsteckt. Danach geht's zur Maske um ordentlich Make-Up draufhauen lassen. Letzter Punkt ist dann das Kimono-Geschäft, wo einem der vorher ausgesuchte Kimono angezogen wird, da man das ja unmöglich alleine fertig bringen kann (wobei ich aber in einem Magazin gelesen habe, dass man einen einfachen Kimono mit 285 (!) gezielten (!!) Handgriffen auch selbst anziehen kann). 6 Stunden später und ein paar tausend (elterliche) Franken ärmer sind die Mädels schliesslich bereit um an der Zeremonie zu erscheinen. Allerdings konnten wir ein Gespräch zweier Mädchen mitanhören, bei dem sie sich schon am Anfang des Tages über das enorme Gewicht ihrer Kimono beklagten und ihn am liebsten gleich wieder ausgezogen hätten.
Männer übrigens ziehen einen schwarzen Anzug an, den die meisten sowiso schon für die Jobsuche gekauft hatten, der alle 20-Jährigen langsam nachgehen müssen; wie unerwartet unspektakulär. Es gibt aber zum Glück auch ab und zu traditonsorientiertere Objekte, die sich einen Hakama (weiter Hosenrock) und ein Haori (weite Jacke) überziehen, was, das muss ich schon sagen, ziemlich schick aussieht.
Rausgeputzt trifft sich die auffallende Gesellschaft dann also im Quartierbüro, in dessen Aula zuerst eine gute halbe Stunde lang irgendwelche halb-wichtigen Leute über Verantwortung und Disziplin ihre Reden schwungen, während sich das Publikum so ziemlich ohne Rücksicht auf die Sprecher fröhlich untereinander austauschte. Nach der Pause gab es zwar noch einen zweiten Teil (in dem ein Schülerchor und ein David-Copperfield-Verschnitt auftraten), doch zu unser aller Erstaunen kam nicht mal mehr ein Drittel der ganzen Leute in die Halle zurück. Wieder draussen wurde ihr Verbleiben dann klar, denn sie standen alle vor dem Gebäude (trotz Kälte) und plauderten, trafen alte Freunde wieder und hielten schon die ersten, offenen Sakeflaschen in den Händen (dieserorts Alkohol ja ab 20 legal geniessen). Nachdem wir uns das bunte Treiben dann noch eine Weile angeschaut haben, machten wir uns wieder auf nach Hause, während die japanischen Teilnehmer aber wohl alle langsam Richtung After-Parties pilgerten.
Alles in allem war es ein sehr interessantes Erlebnis, wir konnten viele schöne Kimono (und natürlich einige Hakama) bestaunen und mal an einer offiziellen japanischen Veranstaltung teilnehmen. Und wer kann schon von sich behaupten, dass er zweimal das Mündigkeitsalter erreicht hat?
Was mir aber ein bisschen unverständlich bleibt, ist die (Un)Menge an Kohle, die die Mädchen, resp. deren Eltern, ausgeben für nur diesen einen Tag, an dem sie sowieso nur eine halbe Stunde lang gelangweilt in einem Saal sitzen und sich dann so schnell wie möglich der traditionellen Kleidung wieder entledigen.
Schnee
Ich hätte nie gedacht, dass es mal soweit kommen könnte, aber während Zürich schneelos ist, bleibt die weisse Pracht in Tokyo sogar liegen; wenn auch nur einen Tag. Mittlerweile hat es schon 4 mal geschneit, 2 mal nur sanft und 2 mal auf Schneeball-Schlacht-und-Schneemann-
Niveau. Da das schon seit einigen Jahren nicht mehr der Fall war, sind die Japaner ganz aus dem Häuschen, die Züge haben Stunden Verspätung, hunderte von Menschen verletzen sich durch Stürze und es gab sogar einen Toten (der gemeint hat, er müsse unbedingt auf sein Dach steigen, da es nun ja schon mal schneebedeckt war). Was mich aber wiedereinmal zum Kopfschütteln bringt, ist die unglaubliche Beharrlichkeit, mit der die Japanerinnen der beissenden Kälte trotzen und, vielleicht gerade aus Protest, jeden Morgen in ihre Miniröcke schlüpfen. Wir haben schon über eventuelle spezielle Wärme-Strümpfe gemutmasst, doch bewiesen ist nichts. Ausserdem nützen auch GoreTex-Nylons nichts, wenn man prinzipell gar keine Nylons trägt.
Wie dem auch sei, zu beobachten, wie sich das hiesige Inselvolk mit dem Winter und dem Schneeherumschlägt, bringt schon viel Spass, teilweise auch Spott, mit sich und wurde zu einer unserer liebsten Freizeitbeschäftigungen.
Ich hätte nie gedacht, dass es mal soweit kommen könnte, aber während Zürich schneelos ist, bleibt die weisse Pracht in Tokyo sogar liegen; wenn auch nur einen Tag. Mittlerweile hat es schon 4 mal geschneit, 2 mal nur sanft und 2 mal auf Schneeball-Schlacht-und-Schneemann-
Niveau. Da das schon seit einigen Jahren nicht mehr der Fall war, sind die Japaner ganz aus dem Häuschen, die Züge haben Stunden Verspätung, hunderte von Menschen verletzen sich durch Stürze und es gab sogar einen Toten (der gemeint hat, er müsse unbedingt auf sein Dach steigen, da es nun ja schon mal schneebedeckt war). Was mich aber wiedereinmal zum Kopfschütteln bringt, ist die unglaubliche Beharrlichkeit, mit der die Japanerinnen der beissenden Kälte trotzen und, vielleicht gerade aus Protest, jeden Morgen in ihre Miniröcke schlüpfen. Wir haben schon über eventuelle spezielle Wärme-Strümpfe gemutmasst, doch bewiesen ist nichts. Ausserdem nützen auch GoreTex-Nylons nichts, wenn man prinzipell gar keine Nylons trägt.
Wie dem auch sei, zu beobachten, wie sich das hiesige Inselvolk mit dem Winter und dem Schneeherumschlägt, bringt schon viel Spass, teilweise auch Spott, mit sich und wurde zu einer unserer liebsten Freizeitbeschäftigungen.
Die Te-Brüder
Mitte Februar machten mein ehemaliger bzw. wieder zurückgekehrter Studienkolleg Yiea Wey zusammen mit seinem Bruder Yiea Zhung in Japan Ferien. Nach anfänglichen Kommunikationsschwiriegkeiten, brachte man es dann aber doch fertig, sich einige Male in Tokyo zu treffen. Viel haben wir unternommen, so zu Beispiel einen Besuch im Wachsfigurenkabinett im Tokyo Tower oder mein erstes Mal Nacht-Durchmachen in der Karaoke und die damit verbundene Premiere des Besteigens des ersten Zuges um 5 Uhr morgens. Biliarden waren wir auch, genuaso wie gut essen und an einem Sonntag gingen wir uns auch noch die vielen Bands und tanzenden Elvisse im Park neben Harajuku anschauen. Ausserdem hat vorallem Yieah Zhung ein gutes Händchen bei Ufo-Catchern bewiesen, wodurch sich nicht nur mein, sondern auch Marus, Mines und Julias Stofftiersammlung erweitert hat.
Zusammengefasst war's eine sehr lustige Zeit, auch wenn ich die Videoaufnahme, die Yiea Zhung von einer unserer legendärsten, alle Ketten sprengenden Karaoke-Performance, letzendlich doch nicht augehändigt bekommen habe (die ich mir aber bestimmt noch holen werde, wenn ich wieder zurück bin!).
Mitte Februar machten mein ehemaliger bzw. wieder zurückgekehrter Studienkolleg Yiea Wey zusammen mit seinem Bruder Yiea Zhung in Japan Ferien. Nach anfänglichen Kommunikationsschwiriegkeiten, brachte man es dann aber doch fertig, sich einige Male in Tokyo zu treffen. Viel haben wir unternommen, so zu Beispiel einen Besuch im Wachsfigurenkabinett im Tokyo Tower oder mein erstes Mal Nacht-Durchmachen in der Karaoke und die damit verbundene Premiere des Besteigens des ersten Zuges um 5 Uhr morgens. Biliarden waren wir auch, genuaso wie gut essen und an einem Sonntag gingen wir uns auch noch die vielen Bands und tanzenden Elvisse im Park neben Harajuku anschauen. Ausserdem hat vorallem Yieah Zhung ein gutes Händchen bei Ufo-Catchern bewiesen, wodurch sich nicht nur mein, sondern auch Marus, Mines und Julias Stofftiersammlung erweitert hat.
Zusammengefasst war's eine sehr lustige Zeit, auch wenn ich die Videoaufnahme, die Yiea Zhung von einer unserer legendärsten, alle Ketten sprengenden Karaoke-Performance, letzendlich doch nicht augehändigt bekommen habe (die ich mir aber bestimmt noch holen werde, wenn ich wieder zurück bin!).
Tierhandlungen
Ein sehr trauriges Kapitel dieser Grossstadt. In erbärmlich kleinen Plastikgehäusen, keinen Meter gross, werden noch kleinere Welpen ausgestellt und zum Verkauft angeboten. Was aber fast noch schlimmer ist, ist die Art, wie Japaner mit solchen Pet-Shops umgehen; so sind sie zum Beispiel ein beliebtes Ausflugsziel für ein Date. Zusammen gehen sie dann in die Läden und schauen sich die ja ach so süssen kleinen Tierchen an. Dass die Hunde, Katzen und sonstigen Kreaturen aber mehr bemittleidenswert sind und eine solche Haltung ihnen nicht gerecht wird, scheint nicht einzuleuchten. Ich jedenfalls mache immer einen grossen Bogen um solche Läden, denn sonst würde ichs nicht über's Herz bringen, die Tiere einfach so dort zu lassen...
Ein sehr trauriges Kapitel dieser Grossstadt. In erbärmlich kleinen Plastikgehäusen, keinen Meter gross, werden noch kleinere Welpen ausgestellt und zum Verkauft angeboten. Was aber fast noch schlimmer ist, ist die Art, wie Japaner mit solchen Pet-Shops umgehen; so sind sie zum Beispiel ein beliebtes Ausflugsziel für ein Date. Zusammen gehen sie dann in die Läden und schauen sich die ja ach so süssen kleinen Tierchen an. Dass die Hunde, Katzen und sonstigen Kreaturen aber mehr bemittleidenswert sind und eine solche Haltung ihnen nicht gerecht wird, scheint nicht einzuleuchten. Ich jedenfalls mache immer einen grossen Bogen um solche Läden, denn sonst würde ichs nicht über's Herz bringen, die Tiere einfach so dort zu lassen...
Dating Game
Ein gutes Bespiel dafür, wie abartig dieses Land sein kann: das Dating Game, ein Konsolen-Spiel, bei dem man(n) z.Bsp. als Schuljunge auf Frauenjagd unter seinen Mitschülerinnen geht. Ziel dabei ist es, so viele Mädchen wie möglich so rumzukriegen, dass die einwilligen mit einem ins Bett zu gehen. Nur schon die Idee eines solchen Spiels ist ja schon krank. Als ich letztens in Akihabara war, habe ich dort aber eine Werbung für ein wirklich fragwürdiges Dating-Game gesehen: es heisst "Wondering Repair", Untertitel "Welches meiner Ichs magst du am liebsten?". In dem Game geht's angeblich darum, nur ein einziges Mädchen rumzubringen; nur hast du verschiedene Altersstufen von ihr zur Auswahl: einmal als Primarschülerin, einmal als Teenager und zuletzt als erwachsene Frau.
... Also bitte, wie abartig ist das denn?Ein gutes Bespiel dafür, wie abartig dieses Land sein kann: das Dating Game, ein Konsolen-Spiel, bei dem man(n) z.Bsp. als Schuljunge auf Frauenjagd unter seinen Mitschülerinnen geht. Ziel dabei ist es, so viele Mädchen wie möglich so rumzukriegen, dass die einwilligen mit einem ins Bett zu gehen. Nur schon die Idee eines solchen Spiels ist ja schon krank. Als ich letztens in Akihabara war, habe ich dort aber eine Werbung für ein wirklich fragwürdiges Dating-Game gesehen: es heisst "Wondering Repair", Untertitel "Welches meiner Ichs magst du am liebsten?". In dem Game geht's angeblich darum, nur ein einziges Mädchen rumzubringen; nur hast du verschiedene Altersstufen von ihr zur Auswahl: einmal als Primarschülerin, einmal als Teenager und zuletzt als erwachsene Frau.
1 Kommentar:
hehe, ich sag dir ja jetzt nich wer sich genau dieses Spiel in Akihabara gekauft hat.. kleiner Tipp: Er ist weiter oben in diesem Post erwähnt *LOL*
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