
So meine Lieben, da ist sie mal wieder, die abtrünnige Bäckerstochter, die sich einfach nach Japan abgesetzt hat.
Die erste Vollzeitschulwoche ist geschafft und ich hatte schon beinahe efürchtet, dass mich die Welle Hausaufgaben, der ich mich gegenübersah, mich direkt von der Insel wieder richtung Heimat schwemmen würde, doch mittlerweile hab ich mir Flügeli in Form von Vokabelkärtchen angelegt, die mich halbwegs über Wasser halten. Am meisten Wasser schlucke ich aber immer noch im Schriftzeichenkurs. Eigentlich wollte ich ja ins 2. höchste Level, aber dort schrieb ich nen Test und als mir dann mitgeteilt wurde, dass ich auch in den höchsten Kurs gehen könne, konnte ich meinen Ehrgeiz und Stolz, so eingeschätzt zu werden, nicht zügeln und wechselte in den oberen Kurs. Nach den ersten 5 Minuten Klasse wurde mir aber klar, dass der hübsche junge Lehrer wohl der einzige Lichtblick dieses Kurses bleiben wird für die kommenden paar Monate.

Wie dem auch sei. Ich habe vernommen, dass es im Schwiizer Ländli schon geschneit haben soll. Tja, was für ein Pech, ich hab nämlich heute mittag zusammen mit ein paar Freunden draussen in angenehmen 23 Grad zu Mittag gegessen. Richtig gehört, ich kann jetzt Nahrung zu mir nehmen, da das mit den Stäbchen und der Nudelsuppe langsam, aber sicher ohne Klekern zu funktionieren beginnt. Anklimatisiert haben wir uns alle eigentlich schon ganz gut, rennen wir doch genau wie die Japaner mit vollgestopften Taschen und Büchern im Arm von einer Vorlesung zur anderen und stehen mittags brav hinter den 60 anderen Schülern, die schon mehr Übung haben und daher schon vor uns in der Mensa waren, beim Curryreis an. Nach der letzten Vorlesung dann ab ins Zimmer oder die Kafeteria, wo allgemeine Hausaufgabenverzweiflung immer öfter das Kopfkratz-Sydrom auslöst. Somit bin ich also wieder in demselben Studentenleben wie zu meiner Zeit bevor Japan, ausser dass mein bester Freund ein Haushaltsgerät namens Swiffer geworden ist. Ja genau, das Nesthäckchen putzt Wohnung, macht Wäsche und kocht sogar zusammen mit einer Freundin essbares, und noch dazu leckers, Essen!
Dennoch gibt es etwas, dass unbedingt noch angeschafft werden muss: ein Fahrrad. Nein, das ist nicht China, aber auch in Japan hat sich ein Fahrrad als überaus nützliches Transportmittel entpuppt. Nicht nur kommst du schneller von A nach B, die Fahrradfahrer besitzen hierzulande auch noch das exklusive Recht des kompromisslosen Vortritts - auf dem Gehsteig. Ein japanischer Freund hat mir dieses Phänomen folgendermassen erklärt: rechtlich gesehen müssen die Fahrräder auf der Strasse fahren, aber die Strasse ist ja wegen den vielen Autos viel zu gefährlich, also bleibt den armen Kerlchen nichts anderes übrig als aufs sonst schon schmale Trottoir auszuweichen. Wenn du dich also in einem Dreiergrüppchen zu Fuss in Tokyos Vorstadt bewegst, ist es überaus ratsam, hintereinander und nicht nebeneinander zu gehen; es kommt sowieso jede Minute ein penetrantes Klingeln von hinten oder vorn. Ausserdem scheinen sie sich noch nicht über eine Höchstgeschwindigkeit Gedanken gemacht zu haben, die einen kommen im Schritttempo und die anderen mit 150 Sachen daher. Am Besten ist es dann noch, wenn der Fahrer eines dieser klapprigen Metalesel gerade auf sein Handy kuckt und ne SMS schreibt und in der anderen Hand noch den aufgespannten Regenschrim balanciert. Was lernen wir daraus?
Kommst du in Japan zu Fuss daher, sehen wir dich bald nimmermehr.
Denn ein Fahrrad tauchte plötzlich auf und machte dir den Gar gleich aus.
Daher: Wenn du sie nicht bezwingen kannst, verbünde dich mit ihnen. Also ja, ich brauch ein Fahrrad.

Glücklicherweise kann man das im Don Quijote erwerben, dem 3 Stöckigen Billig-Paradies, in dem man gleichzeitig Nahrung, Kosmetik, Elektronik, Fashion und Auto-Tuningteile findet. Überhaupt lädt alles hier zum Shopping ein. Alle Läden haben abends sicher bis 21.00 Uhr geöffnet und es würde ganz sicher nie jemandem überhaupt in den Sinn kommen, dass sich das übers Wochenende ändern könnte. Sie ticken halt schon etwas anders, die lieben Japner. Den Fisch kannst du mit ner Spaghettizange aus nem Kistchen im Supermarkt greifen, Krawattenträger und Highheels-Mädchen tanzen zusammen an einer öffentlichen Fitnessaktion, während dem Gehen essen, trinken oder rauchen geht auch nicht, die Keller stehen ausserhalb der Gebäude als Mietbunker, der Campus gleicht mehr einem Catwalk, das Boys Cheerleading Team ist auch nicht von schlechten Eltern, auf den RedBulls steht erklärt, wie man die Dose zu öffnen hat, den Müll trennst du in brennbar - nicht brennbar - Pet - Dose - Flasche und Sonstiges, Getränkeautomaten und Toiletten geben Musik von sich, plötzlich fliegen mal ein paar hundert Papiervögel durch den Himmel, zuhause musst du etwa 3 Paar Hausschuhe haben (für den Gang, für die Wohnung und für die Toilette) und mit dem Morgentraining hab ich mich auch schon abgefunden. Und wie meine Freundin Maru heute so schön gemeint hat: "Hör endlich auf, wie ein Europäer zu denken!"
Die erste Vollzeitschulwoche ist geschafft und ich hatte schon beinahe efürchtet, dass mich die Welle Hausaufgaben, der ich mich gegenübersah, mich direkt von der Insel wieder richtung Heimat schwemmen würde, doch mittlerweile hab ich mir Flügeli in Form von Vokabelkärtchen angelegt, die mich halbwegs über Wasser halten. Am meisten Wasser schlucke ich aber immer noch im Schriftzeichenkurs. Eigentlich wollte ich ja ins 2. höchste Level, aber dort schrieb ich nen Test und als mir dann mitgeteilt wurde, dass ich auch in den höchsten Kurs gehen könne, konnte ich meinen Ehrgeiz und Stolz, so eingeschätzt zu werden, nicht zügeln und wechselte in den oberen Kurs. Nach den ersten 5 Minuten Klasse wurde mir aber klar, dass der hübsche junge Lehrer wohl der einzige Lichtblick dieses Kurses bleiben wird für die kommenden paar Monate.

Wie dem auch sei. Ich habe vernommen, dass es im Schwiizer Ländli schon geschneit haben soll. Tja, was für ein Pech, ich hab nämlich heute mittag zusammen mit ein paar Freunden draussen in angenehmen 23 Grad zu Mittag gegessen. Richtig gehört, ich kann jetzt Nahrung zu mir nehmen, da das mit den Stäbchen und der Nudelsuppe langsam, aber sicher ohne Klekern zu funktionieren beginnt. Anklimatisiert haben wir uns alle eigentlich schon ganz gut, rennen wir doch genau wie die Japaner mit vollgestopften Taschen und Büchern im Arm von einer Vorlesung zur anderen und stehen mittags brav hinter den 60 anderen Schülern, die schon mehr Übung haben und daher schon vor uns in der Mensa waren, beim Curryreis an. Nach der letzten Vorlesung dann ab ins Zimmer oder die Kafeteria, wo allgemeine Hausaufgabenverzweiflung immer öfter das Kopfkratz-Sydrom auslöst. Somit bin ich also wieder in demselben Studentenleben wie zu meiner Zeit bevor Japan, ausser dass mein bester Freund ein Haushaltsgerät namens Swiffer geworden ist. Ja genau, das Nesthäckchen putzt Wohnung, macht Wäsche und kocht sogar zusammen mit einer Freundin essbares, und noch dazu leckers, Essen!

Dennoch gibt es etwas, dass unbedingt noch angeschafft werden muss: ein Fahrrad. Nein, das ist nicht China, aber auch in Japan hat sich ein Fahrrad als überaus nützliches Transportmittel entpuppt. Nicht nur kommst du schneller von A nach B, die Fahrradfahrer besitzen hierzulande auch noch das exklusive Recht des kompromisslosen Vortritts - auf dem Gehsteig. Ein japanischer Freund hat mir dieses Phänomen folgendermassen erklärt: rechtlich gesehen müssen die Fahrräder auf der Strasse fahren, aber die Strasse ist ja wegen den vielen Autos viel zu gefährlich, also bleibt den armen Kerlchen nichts anderes übrig als aufs sonst schon schmale Trottoir auszuweichen. Wenn du dich also in einem Dreiergrüppchen zu Fuss in Tokyos Vorstadt bewegst, ist es überaus ratsam, hintereinander und nicht nebeneinander zu gehen; es kommt sowieso jede Minute ein penetrantes Klingeln von hinten oder vorn. Ausserdem scheinen sie sich noch nicht über eine Höchstgeschwindigkeit Gedanken gemacht zu haben, die einen kommen im Schritttempo und die anderen mit 150 Sachen daher. Am Besten ist es dann noch, wenn der Fahrer eines dieser klapprigen Metalesel gerade auf sein Handy kuckt und ne SMS schreibt und in der anderen Hand noch den aufgespannten Regenschrim balanciert. Was lernen wir daraus?
Kommst du in Japan zu Fuss daher, sehen wir dich bald nimmermehr.
Denn ein Fahrrad tauchte plötzlich auf und machte dir den Gar gleich aus.
Daher: Wenn du sie nicht bezwingen kannst, verbünde dich mit ihnen. Also ja, ich brauch ein Fahrrad.

Glücklicherweise kann man das im Don Quijote erwerben, dem 3 Stöckigen Billig-Paradies, in dem man gleichzeitig Nahrung, Kosmetik, Elektronik, Fashion und Auto-Tuningteile findet. Überhaupt lädt alles hier zum Shopping ein. Alle Läden haben abends sicher bis 21.00 Uhr geöffnet und es würde ganz sicher nie jemandem überhaupt in den Sinn kommen, dass sich das übers Wochenende ändern könnte. Sie ticken halt schon etwas anders, die lieben Japner. Den Fisch kannst du mit ner Spaghettizange aus nem Kistchen im Supermarkt greifen, Krawattenträger und Highheels-Mädchen tanzen zusammen an einer öffentlichen Fitnessaktion, während dem Gehen essen, trinken oder rauchen geht auch nicht, die Keller stehen ausserhalb der Gebäude als Mietbunker, der Campus gleicht mehr einem Catwalk, das Boys Cheerleading Team ist auch nicht von schlechten Eltern, auf den RedBulls steht erklärt, wie man die Dose zu öffnen hat, den Müll trennst du in brennbar - nicht brennbar - Pet - Dose - Flasche und Sonstiges, Getränkeautomaten und Toiletten geben Musik von sich, plötzlich fliegen mal ein paar hundert Papiervögel durch den Himmel, zuhause musst du etwa 3 Paar Hausschuhe haben (für den Gang, für die Wohnung und für die Toilette) und mit dem Morgentraining hab ich mich auch schon abgefunden. Und wie meine Freundin Maru heute so schön gemeint hat: "Hör endlich auf, wie ein Europäer zu denken!"
3 Kommentare:
Moin, Moin.
Kann mich noch gut erinnern, als ich in meiner Gymi-Zeit von einem aufgebrachten Polizisten mit satten 40 Franken gebüsst wurde. Und das nur, weil ich bei einem gefährlichen Lichtsignal mit dem Velo aufs Trottoir ausgewichen bin... der würde mindestens tellergrosse Augen machen in Tokio zur Rushhour...
Finde deinen Blog wirklich gelungen, überaus spitze und humorvolle Texte, sehr interessant deine Erlebnisse zu lesen... ein paar Bilder mehr und vielleicht etwas regelmässigere Updates könnten trotzdem kaum schaden… ;-)
Wünsche dir auf alle Fälle weiterhin alles Gute in diesem einmaligen Land und dieser gigantischen Stadt... und hoffe stets auf Neuigkeiten
liebs Grüessli
Fabian
Ok, ok, habe gerade deine Bilder auf studiVZ entdeckt... und so unregelmässig geupdated wird eigentlich auch nicht, wenn man auf die Daten schaut... bin eben so ein nervöser jeden-tag-blog-checker... ja ne...
hy du! interessant!!! was ich aber bemängle, ist die Forderung, nicht mehr wie ein Europäer zu denken. Wir haben das Recht,unsere Wahrnehmung und unsere Wertehaltung auch dort umzusetzen,ne.
Oh je, da seh ich schon paar RIESEN Konflikte auf mich zukommen, wenn ich (mit etwas Glück) deinen Platz dann nächstes Jahr übernehme. (^_^)
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