Freitag, 21. Dezember 2007

Von Ferien, hüpfenden Russen und Handtaschen

Nach der letzten Hürde Prüfungen sind nun endlich die Ferien angeborchen, gleichzeitig aber auch eine neue Kältewelle, die mich in meinem undichten Papphäuschenzimmer doch ab und zu schlottern und die Heizungskosten in die Höhe schellen lässt. Deswegen habe ich auch vor, mir eine piekfeine, brandaktuelle RUSS-K Winterjacke zu kaufen, die unter den hiesigen Shibuyanern und Harajukern grade im Trend liegt und für die meine zwar wenig talentierte, dafür aber innig geliebte Idolband NEWS gerade Werbung macht. Warm halten tut mich aber auch der viele Winterspeck, den ich mir durch Guetzli und Schoggi aus der Heimat schon angefressen habe. Dank fleissigen Postgängen meiner Familie oder meines Göttis halte ich unter meinen Freunden im Wohnheim den ungeschlagenen Päckchenrekord! 6 Päckchen und eine Karte habe ich in den zweieinhalb Monaten, in denen ich schon hier bin, empfangen dürfen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle auch ganz herzlich bedanken. Gerade heute ist wieder ein Fresspacket angekommen, aber diese Guetzli werden aufgespart bis Sonntag, denn da findet unser letztes "Advent Kaffee und Kuchen Kränzchen" statt, das sich die Germanenfraktion eingerichtet hat.


So, nun aber fix zu den heutigen Themen:

Weihnachtsaufführung
Ich wurde von einer japanischen Tutorin dazu aufgefordert (man sagt auch "gedrängt" dazu), bei einem kleinen Weihnachtstheater aufzutreten, das sie zusammen mit einem Konzert organisiert hatte. Es ging dabei darum, einige verschiedene Weihnachtsbräuche Europas aufzuzeigen. Unter der Bedingung, dass ich weder sprechen, noch tranzen, noch seltsame Kerzenhüte auf meinem Kopf tragen muss, willigte ich ein und wurde so zu einer Temporär-Schwedin, die zusammen mit dem Temporär-Schweden Fips einen Christbaum schmückten, während dann doch noch ein echter Schwede eine kleine Rede hielt (Feedback der Tutorin: Esther... Weihnachtsbäume stehen dir. Du siehst daneben so europäisch aus!). Die Italiener schrieben mit manchmal unterdrücktem, manchmal auch nicht unterdrücktem Gekicher Wunschlisten an den Papa Noel, die Engländer versuchten sich an einer A Capella Version von Merry Christmas (die Performance hätte aber sicher von ner Gruppe balinesischer Kleinkinder in Kartoffelsäcken übertrumpft werden können (nichts gegen Balinesen)) und die Russinnen hüpften mit epileptischen Zuckungen und Sprügen um einen Weihnachtsbaum (wenigstens ihnen schien es Spass zu machen). Naja, die Tutorin betitelte das Spektakel als gelungen...

Männerhandtaschen
Der urbane Japaner von heute schmiert in seine orange gefärbten Haare nicht nur ein Döschen Gel pro Tag oder trägt Schlappen in Form von Cowboy Stiefeln, nein, sein wichtigstes Accessoire ist eine Handtasche in seinen Händen oder am angewickelten Unterarm baumelnd, vorzugsweise von Gucci oder Louis Vuitton. Diese Männerhandtaschen machen was Farbe und Grösse anbelangt denen der Frauen ernsthafte Konkurrenz und man kann erschreckend viele von ihnen nur schon auf dem Unikampus erspähen. Über den Inhalt werden zahlreiche Vermutungen angestellt, bewiesen ist aber noch nicht viel. Aus meinen bisherigen Forschungen kann ich nur sagen, dass die Tasche wahrscheinlich weniger zum Versorgen der Geldbörse benutzt wird, denn diese ist ja auch von Luis Vuitton und muss deswegen an einem Ort aufbewahrt werden, wo sie gesehen werden kann (vorzugsweise möglichst lange Portemonnais in den hinteren Hosentaschen, worüber sich jedes der Langfingerkinder am römischen Bahnhofe freuen würde). Naja, die Männer-Mode der japanischen Jugendlichen, wenn nicht gerade im einheitlichen Businessanzug, ist sowieso ein Thema für sich und für Europäer vielleicht zuerst einmal ein wenig befremdlich, oder besser gesagt metro- bis homosexuell.


男香り - der Männerduft
Seit einiger Zeit schon immer in den Regalen der Konbini beäugt, gestern dann endlich mal ausprobiert: Otoko Kaori, der Kaugummi, der Männerschweiss nach Rosen duften lässt. Versuchskanninchen war Fips (naja, als einziger Mann im Dreierbunde keine grosse Auswahl), der sich zwar mit etwas Unbehagen, aber doch tapfer dem Experiment ganz im Sinne der Forschung für japanische Studien gestellt hat und den Kaugummi in den Mund steckte. Ergebnis: Im Umkreis von 30 cm um Fips herum schwebte tatsächlich eine ...intensiv... nach Rosen ...duftende... Wolke. Ob der Duft aber vom Körper aus kam, oder doch nur vom Kaugummi her, konnte bei dem Experiment nicht festgestellt werden.


So, mein Bettchen ruft, aber heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage!

2 Kommentare:

uhr felben hat gesagt…

Sali Esther zuerst mal sorry, dass wir uns erst jetzt bei Dir melden. Die Einträge von Dir werden von uns immer gelesen und wir finden diese sehr amüsant und spannend. Mach bitte so weiter und halte uns auf dem laufenden, wir hoffen aber schon das es Dir im Land der untergehenden Sonne nicht besser gefällt als bei uns zuhause. Wir wünschen Dir schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Es sollen sich all Deine Wünsche erfüllen, wir wünschen Dir vom Besten das Beste und vom Schönsten das Schönste.

Pass auf Dich auf

Roger, Gabi mit Yannick und Melanie

dadmum hat gesagt…

Hallo Esther
Schon ist Weihnachten vorbei. Der Alltag hat uns fast wieder. Grosi a und Tante Hedi waren richtig aus dem Häuschen, da sie mit Dir sprechen und Dich erst noch sehen konnten. Hedi hat bereits wieder nach einem neuen Eintrag gefragt.
Dad loggt sich jeden Morgen ein und hofft, dass Du auch mal online seist. Er vergisst dann, sich wider abzumelden.
Wie ist das jetzt mit der Scheidungsrate in Japan, wenn die Rente geteilt werden muss? Bereits Diskussionen deshalb?
Gruss und bis bald einmal