Dienstag, 6. Mai 2008

Alcatraz ER - Horror auf silbernem Tablett

Alcatraz, andern vorallem als die Gefängnis-Insel vor San Francisco bekannt, bezeichnet hier in Tokyo aber auch ein ganz bestimmtes Lokal, in dem Kyota, seine Freunde und ich seinen 20. Geburtstag feierten. Für uns alle das erste Mal, waren wir doch etwas aufgeregt, als wir in den Aufzug zum 4. Stock einstiegen, da von Nah und Fern schon allerlei seltsame Gerüchte über den Laden an unsere Ohren gedrungen waren.
Aus dem Lift hinaus ging's in einen kleinen Vorraum, in dem hinter Gittern 4 Knöpfe, mit A, B, AB und 0 beschriftet, vorzufinden waren. "Um rein zu kommen, drücke auf deine Blutgruppe". Kyota als Geburtstagskind pushte denngleich "B", worauf eine Schiebetür links von uns aufsprang. Wir wurden auch gleich empfangen von einer als Krankenschwester verkleideten Japanerin und an die "Spital-Reception" weitergeleitet. Dort musste Kyota dann einige Angaben machen, z.B. über eventuale leichte Reizbarkeit oder Schreckhaftigkeit, worauf er auch prompt eine Riesenspritze verpasst bekam (die sich aber als Stempel herausstellte). Nachdem sie ihm dann auch Handschellen angelegt hatten, wurden wir vorbei an den anderen Gefängniszellen und Räumen in unser eigenes kleines Zimmer geführt (Reservation sei Dank). Das ganze Lokal war eingerichtet wie eine Art grusliger Gefängnis-Spital, also eine Mischung aus Frankenstein, Silent Hill und The Rock. Die männlichen Angestellten liefen übrigens auch im Hilfsarzt-Kittel herum.
Unser Zimmer stellte sich als "die Leichenkammer" heraus, aus den Wänden schauten Särge mit Füssen und Köpfen drin und auf dem Tisch stand ein grosser, schwarzer Kerzenhalter. Auch die Speisekarte war dementsprechend gestalltet, man bekam nämlich keine Würste, sondern "Därme" und kein Eis, sondern "Gehirn" serviert. Auch Besteck, Teller und Gläser stellten Spitalutensilien dar und sogar die Toiletten waren düster und voller blutiger Handabdrücke an den Wänden.
So assen wir also etwa eine Stunde friedlich vor uns hin, als plötzlich das Licht ausging und ein Alarm losging. Durch's Mikrophon wurde Kyota's Name ausgerufen und schon ein paar Sekungen später standen maskierte Leute mit Knallpistolen bei uns im Raum. In einem Zug schnappten sie sich Kyota und setzten ihn in einen Rollstuhl, der vor unserem Vorhang bereitstand. Nachdem sie ihm die Augen verbunden hatten, schoben sie ihn den Gang zwischen all den anderen Zellen rauf und runter, was natürlich auch die Aufmerksamkeit aller anderen Gäste erregte. In der Mitte dann stehengeblieben, zerrten sie ihn auf den Boden und begannen seinen ganzen Körper mit einem Stetoskop abzutasten. Als sie ihm aber danach die Hosen auszogen und ihm wieder eine Reisen-Stempel-Spritze in den Allerwertesten verpassten, fühlte sich das Geburtstagskind nach eigenen Angaben doch schon etwas überrumplet, spielte das Spiel aber mit. Zum Ende das Spektakels setzten sie ihn wieder in den Rollstuhl und lieferten ihn brav in unserem Raum ab, wo uns dann doch noch etwas feierliche Stimmung über die Aufregung hinweg erwartete, denn das Lokal spendiert allen Geburtstagskindern einen mit Namen versehenem Kuchen und einer Flasche Champagner.

Der Laden ist auf jeden Fall ein toller Ort, um Leute mit der japanischen Kultur zu schockieren. Wer sich aber auf die Maskerade einlässt, kann einen Abend im Alcatraz sicherlich geniessen und wird seinen Spass haben. Stellt sich nur die Frage, ob du an deinem Geburtstag hinwillst oder nicht doch lieber an einem ganz normalen Tag, der "keine Spezialbehandlung" mit sich bringt ^.~


http://r.gnavi.co.jp/g078504/
http://alcatraz.hy-system.com/



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