Aaaalso.
Drei Tage sind nun schon vergangen da meine Wenigkeit, Vollblut-Schweizerin mit Japanologie-Studium, im Land der aufgehenden Sonne und zirpenden Insekten verweilt. Nach meinem Geschmack beginnt der Tag zwar duch die Sportclubs, die auch samstagmorgens pünktlich um 8 Uhr vor meinem Balkon auf der Palette stehen, viel zu früh und die Zikaden sind auch heimtückischer als angenommen, aber dennoch strahlt alles eine ungeheure Faszination aus.
Am Flughafen wurde ich abgeholt von meiner Tutorin Emi, Germanistik-Studentin an der Tokyo University of Foreign Languages (TUFS), ausserdem Cheerleaderin und aktive Kalligraphin. TUFS hatte ihr im Voraus nach ganz japanischer Manier eine Liste zukommen lassen, in der genau beschrieben steht, wie sie was wann mit mir erledigen sollte. Und nach ganz japanischer Manier strich Emi dann auch den ersten Punkt, Austauschstudent am Flughafen abholen und sicher zur Uni bringen, fein säuberlich durch. Worüber ich auch sehr glücklich bin, denn ohne sie und die anderen Tutoren, die auch gleich mit uns mitkamen, hätte ich den Weg zum Wohnheim auch nie und nimmer geschafft!
Zwei Tage darauf, heute also gestern, dann der zweite Punkt: Ausländer-Registrierung auf dem städtischen Amt. Wieder begleitet von Emi, den Tutoren Kazuma (American Football spielender Germanist mit schweizer Taschenmesser) und Hiroko zuammen mit 2 aus dem benachtbarten Österreich stämmigen Austauschschülern also mit dem Mäusebus (wörtl. übers.) auf nach Fuchu. Und dann kommt das, was jeder aus "Asterix erobert Rom" im "Haus das Verrückte macht" kennt: Formularen nachrennen, Nummern ziehen, warten, Formulare nochmals Buchstabe für Buchstabe durchgehen, weil die nette Dame am Schalter deine Schrift nicht lesen kann, Stockwerk wechseln, wieder Nummer ziehen, warten, ausfüllen, japanischen Erläuterungen lauschen, sich hinten anstellen, provisorisches Formular erhalten, Stockwerk wieder runter und raus. Aber in 2 Wochen nochmals kommen um die Originale abzuholen, gell. Jedenfalls machte die nette Begleitung und die sichtbaren Bemühungen der Tutoren vieles wieder weg; sie sind halt schon lieb, diese Japaner.
Kazuma nahm sich nach diesen ganzen Anstrengungen sogar noch Zeit, uns etwas in Fuchu rumzuführen; selbst gewünschtes erstes Ziel: das GameCenter! Ein schon fast heiliger Ort für jeden geplagten Krawattenträger, Student oder Arbeitslosen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit (24/7 Betrieb) dort anzutreffen sind, wie sie manisch eine Münze nach der anderen in die lärmenden Spielautomaten werfen (was sich Pachinko nennt) oder nach auf einem Bildschirm vorgegebenen Takt auf Trommeln einprügeln. Und da wäre ich auch schon fast dem ersten japanischen Laster in die Hände gefallen, denn hätte mich Kazuma nicht persönlich mit seinen Football-erprobten Händen von den Pachinko-Automaten weggezerrt, würde ich wohl jetzt noch Münzen einschieben.
Am gleichen Abend fand im Wohnheim dann die Welcome Party statt, organisiert von den Betreuern, die verstreut über das Wohnheim ihre Appartements haben und den unerfahrenen Schülern aus der Patsche helfen sollen. Sie sorgten für Getränke, überraschenderweise verstanden sie darunter einen Bierzapfen mit 3 Fässern Asahi, und wir Schüler sorgten für die Snacks; d.h. die meisten sind kurz vorher noch rasch in einen der 24-Stunden-Läden, Konbini, gerannt und haben Chips eingekauft. Wieder eine Chance mit TUFS Japanern zu kommunizieren, welche ich natürlich voll auskostete: Ich suchte mir den Hübschesten im Raum aus und begann ein japanisches Gespräch. Er stellte sich als TUFS Student mit koreanischen Wurzeln heraus und war zuerst einmal geschockt, 1. dass ich überhaupt Japanisch verstehe (Bist du Halbjapanerin?), 2. dass ich relativ fliessend Japanisch spreche (Bist du Japanerin?) und 3. sogar noch Kanji lesen kann (Bist du sicher, dass du keine Japanerin bist?). Als ich dann auch noch anfing, mit anderen Deutsch, Französisch und Englisch zu sprechen, hielt das sein männlicher Stolz wohl nicht aus: "Da drüben ist ne Koreanerin, komm mit, ich spreche mit ihr mal Koreanisch". Schmunzelnd erwiederte ich in meiner frei-denkend-schweizerischen Art "Ah, du willst dich jetzt etwas aufspielen, nur zu". Mit etwas geschockt, aber belustigten Augen setzt er sich wieder hin und meint: "Ja, ich will mich aufspielen, aber du bist einfach ZU direkt!"
Die TUFS und ich. Ich glaube, wir werden gute Freunde werden! ^_~
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4 Kommentare:
hy Aya!
Super interessant! Chami di grad vorstelle (^_^) i däm fau wünsch i dir witerhin aues guete und gang nid zviu id Gamecenter! *guterraterteil* Woni nämlech in Japan bi gsi, bini mit 2 Kollege vom Eurocentres higange, 4 Stund spöter und -5000 Yen weniger simer wider usecho, aber es het Spass gmacht. Ha am liebschte House of Death III gspilt *LoL*
Hallo du
so, so äs gfallt dir also in japan. ha gar nid gwüsst das du sonnän humorvollä schribstiyl häsch. jetzt wüssäd mir dänn au wiso du mit lärä täschä wirsch hei cho und uf äs stipendium agwisä bisch :).
lg b
au än liäbä gruäss vo dä monika.
mit hilf vo dä Bettina hanis au no gschaft das ich dir cha schriebä.
ich han heut dis Tagebuchglässä und am Grossi und dä Hedi hanis usdruckt.Bi euis lauft alles rund.
vieli liäbi grüss vos Schlatters mit ahang
Für Tante Hedi und Grosi's müend mir dini Iträg usdrucke und schicke. Es händ all de Plausch dra und mir sind froh, dass es Dir no immer gfallt und Du dini Zyt gnüssisch, trotz dem lerne.
Mach wieter so
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